Motorrad-Pauschalreise schließt Abenteuer nicht aus, wie die hier aufgeführten Beispiele zeigen – ob Roadtrip Eurasien mit dem MOTORRAD action team oder Transafrika-Tour mit Overcross.
"Pauschalreise? Ne, mach ich nich. Is mir zu 0815." Jeder, wie er mag. Pauschalreisen für Motorradfahrer und -fahrerinnen sind allerdings alles andere als langweilig, 0815 oder Einheitsbrei. Und, was sie in der Regel auch nicht sind: günstig. Aber fürs Geld gibt es unbezahlbare Erlebnisse, von denen man noch Jahrzehnte zehren und erzählen kann.
Ein besonderes Schmankerl in Sachen ganz spezieller Pauschalreise für Motorradfahrer hat das MOTORRAD action team im Angebot: 42 Tage, 12.000 Kilometer, 12 Länder – der Roadtrip Eurasien. Die historische Seidenstraße ist an sich schon ein Superlativ – eine Motorradfahrt entlang dieser legendären Handelsroute, die Europa mit China verbindet, gilt für viele Reisende als DAS ultimative Abenteuer. Die langen Tagesetappen dieses geführten Roadtrips sind nur für geübte Fahrer und Fahrerinnen geeignet, kleinere Schotterpassagen setzen jedoch keine fortgeschrittenen Offroad-Kenntnisse voraus.
Europareisen mit dem MOTORRAD action team
Bleibt bei so einem "Pauschal-Abenteuer" aber nicht auch etwas auf der Strecke, wenn man kaum etwas selbst organisieren muss? "Das war ja das Coole", erklärt Ex-Teilnehmer Eckhard Voigt, "da ich wenig Zeit für eigene Vorbereitungen hatte und mich lediglich um ein paar Visa kümmern musste, Tipps und Beschreibungen bekam und Helfer im Reisepreis inkludiert waren, konnte ich stressfrei losreisen nach dem Motto: Schau’n mer mal, was kommt." (siehe auch Interview mit Eckhard unten)
16 Teilnehmer starten 2024, damit ist die Tour von München über den Balkan, Kaukasus, Zentralasien bis nach Tibet bereits ausgebucht. Nächste Möglichkeit: 16. Juli bis 26. August 2025. Info und Buchung beim MOTORRAD action team.
Fernreisen mit dem MOTORRAD action team
Klingt wie ein Stereotyp, ist aber wahr: die vielen freundlichen Menschen, die sich über dich als fremden Motorradfahrer einfach nur freuen. Ab Aserbaidschan hieß es immer: "Otkuda ty?" Frei übersetzt: "Von wo kommst du her?" Außerdem konnte ich lernen, wie viel man aushalten kann. Wir fuhren oft mehrere Tage von morgens bis abends am Stück, einmal 850 Kilometer, mehrere Pässe der 5.000-Meter-Kategorie, es gab Tage, da überschritten die Temperaturen 40 Grad Celsius, am Mount Everest dann lag morgens Raureif auf unseren Mopeds. Je weiter wir nach Osten kamen, desto mehr "basic" wurden die Unterkünfte. Fast wie Zelten bei Nachtfrost. Und noch ein Stereotyp: die Landschaft. Gerade der Himalaja und seine westlichen Ausläufer in Kirgisistan sind einfach atemberaubend. Außerdem sammelt man Eindrücke en masse und "erfährt" die Entfernung. Durch manche Länder rast man allerdings nur so durch: Türkei in 3 Tagen, Georgien in 2, Kasachstan auch. Da sieht man nicht viel. Aber es reicht, zu erkennen, wohin es sich lohnt, später einmal zurückzukehren.
Übernachten in einer recht bescheidenen Unterkunft auf 5.200 Meter Höhe mit Mount-Everest-Blick. Georgiens quirlige Hauptstadt Tiflis, Kirgisistan mit unberührten Berglandschaften und tollen Schotterstrecken sowie die 3 Seidenstraßen-Städte Chiwa, Buchara und Samarkand in Usbekistan. Die teils etwas "über"-restaurierten orientalischen Gebetsschulen und Moscheen sind zwar sehr sehenswert, aber orientalisches Flair findest du nach mehr als 70 Jahren Kommunismus dort nirgends. Ich würde mal behaupten, da gibt es bessere Ziele. Trotzdem bin ich froh, dass ich diese sagenumwobenen Stätten einmal besuchen konnte. Und natürlich Tibet – das ist mit seiner exklusiven Abgelegenheit sowieso der Hammer!
Aber ja. 3 Tage lang mussten wir auf unserer Fähre von Baku (Aserbaidschan) nach Aqtau in Kasachstan im Kaspischen Meer wegen Sturm in einer Bucht ausharren. Es gab weder Ablenkung noch Internet und jeden Tag Huhn mit Reis. Das Schlimme war nicht die Pause, sondern dass wir diese 3 Tage bis nach China aufholen mussten, da wir einen festen Termin für den Grenzübertritt hatten. Überhaupt, Grenzen: Ich verstehe nicht die Leute, die immer an der EU rumnörgeln. Offene Grenzen sind so praktisch! Das merkst du, wenn du bei jedem Länderübertritt etliche Stunden Wartezeit mit kafkaesker Bürokratie verschwendest. Der Rekord war die Einreise nach China – 3 Tage für die Desinfektion von Mensch und Maschine, die Erfordernis, einen Führerschein für das Land zu erwerben sowie eine Art TÜV zu bestehen. Auch sonst dauerte die Grenzbürokratie ab Serbien bis Kirgisistan meistens jeweils mehr als 4 Stunden. Ab Westchina liegen zwar die Schlagbäume hinter einem, aber gefühlt alle tausend Meter wird man fotografiert, geblitzt und alle 50 Kilometer von einer Polizeikontrolle gestoppt. Muss man mögen … Und ja, "Montezumas Rache" war oft mit dabei. Je weiter östlich, desto mehr. Teilweise ergänzt durch Höhenkrankheit. Ich ging irgendwann dazu über, das Abendessen ausfallen zu lassen, was mir zwar ein Minus von 7 Kilo Körpergewicht bescherte, mich aber ab Usbekistan weitgehend vor weiteren Malaisen verschonte.
Etwa 90 Prozent der Strecke führten über normale Straßen, anfangs viel Autobahn und Highway. Schotter gab es dann ab Aserbaidschan, in Usbekistan und Kirgisistan sehr viel davon (mehrere Hundert Kilometer Piste, das fand ich persönlich wirklich klasse!) und in Tibet gelegentlich. Fahrtechnisch für einigermaßen Geübte gut zu bewältigen. Wir waren 12 Biker aus Deutschland plus noch einige Chinesen auf Mietmaschinen. Bis auf meine Suzuki V-Strom 650, eine winzige Suzi DR 650 und eine Triumph Tiger 800 waren das sonst nur BMWs. 8 große GS und eine F 800 GS. Eine R 1200 GS musste schon in Istanbul aufgeben, defektes Steuergerät. Eine weitere 1200er verloren wir in China durch einen Unfall. Fahrer blieb unverletzt. Ansonsten hatten wir 3 – 4 Reifenpannen und in Summe 4 Felgenschläge jeweils frontseitig, die den schlechten Straßen in Kasachstan und Usbekistan geschuldet waren. Wir konnten aber alle weiterfahren. Ich hatte meine Suzi extra für die Reise gebraucht für 2.600 Euro plus etwa einen Tausender für Ersatzteile, Reifen et cetera gekauft. Alle nicht verunfallten Maschinen waren nach dem Trip in einem guten Zustand, kaum Abnutzung zu verzeichnen. Eine Wäsche, Inspektion, neue Reifen und gut war’s.
Das ist ja das Coole an einer Reise mit Veranstalter. Logisch, du zahlst ein Stange Geld (Stand August 2024: ab 15.490 Euro), aber dafür musste ich mich lediglich um ein paar Visa kümmern, bekam Tipps und Beschreibungen und hatte teils im Reisepreis inkludierte Helfer. Auch sonst habe ich wenig Zeit für Vorbereitungen verwendet nach dem Motto: "Schaun mer mal, was kommt". Und das passte sehr gut.
Ja und nein. Zwei Jahre zuvor war ich auf einer ebenfalls geführten Tour durch Nordindien. Fahrerisch nicht ohne – inklusive des vermeintlich höchsten befahrbaren Bergpasses, des Kardung La mit über 5.400 Meter Höhe. Natürlich musste zur Begründung für meine Frau das Argument "Wenn nicht jetzt, wann dann?" herhalten. Damals war für mich aber schon klar, dass noch was anderes kommen wird, und die Wahrheit ist: Solche Extremreisen werden zur Sucht.
Jederzeit! Man muss halt 40 Tage Zeit am Stück zusammenbringen. Ich plane schon den nächsten Trip: von Kapstadt "overland" bis Kairo, von Süd nach Nord durch den afrikanischen Kontinent. Wieder mit Guide und Gruppe.
2024-08-26T16:12:44Z dg43tfdfdgfd