DISTANZRITT: VON DEN ALPEN BIS ZUR NORDSEE

Distanzritt: Von den Alpen bis zur Nordsee

Groß Hollwedelerin organisiert Projekt Transgermania und der Bassumer Filmemacher Ralf Schauwacker begleitet die Tour. Filmpremiere ist am 23. Februar

Bassum - Innerhalb von 21 Tagen eine 1327 Kilometer lange Strecke von den Alpen bis zur Nordsee reiten – dieser Herausforderung haben sich im August und September 66 Personen aus Deutschland, Dänemark, der Schweiz und den Niederlanden zusammen mit ihren insgesamt 85 Pferden gestellt. Sie alle waren Teilnehmer des Distanzritt-Projekts Transgermania, das Sabine Pfaff aus Groß Hollwedel organisiert hat. Der Groß Henstedter Filmemacher Ralf Schauwacker hat das Projekt zudem mit der Kamera begleitet, sodass ein Film entstanden ist, der am 23. Februar Premiere feiert.

Startpunkt war in Pfronten im Allgäu, das Ziel befand sich in Cuxhaven. Für jeden der 21 Tage hatte Sabine Pfaff ein Quartier organisiert, an dem die Teilnehmer und ihre Pferde übernachten konnten. Zu jedem Team gehörte immer eine Person, die sich um den Transport von Wohnmobil und Pferdeanhänger gekümmert hat.

Tierwohl steht an oberster Stelle

Ziel eines Distanzrittes ist es, möglichst viele Kilometer mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit zurückzulegen, ohne die Pferde zu überfordern. Es muss dabei nicht die gesamte Strecke geritten werden. Die Reiter können selber entscheiden, wie viele Kilometer sie ihren Tieren zutrauen. Nach jedem Stopp bestand die Möglichkeit, dass die Reiter ihr Pferd mit dem Hänger zum nächsten Quartier fahren, um von dort aus dann am nächsten Tag weiterzureiten. Das Wohl der Tiere habe immer an oberster Stelle gestanden, betont Ralf Schauwacker. „Etwa alle 20 Kilometer gab es einen Checkpoint, an dem Tierärzte bereitstanden, um die Gesundheit der Pferde zu kontrollieren.“

Alle 20 Kilometer gab es einen Checkpoint

„Ich bin die ganzen drei Wochen mitgefahren und habe das Projekt mit der Kamera begleitet“, erklärt Schauwacker. „Ich habe den Vorteil, dass ich selber seit über 30 Jahren reite und dadurch die Pferde gut einschätzen kann“, sagt er. Das habe es ihm ermöglicht, mit der Kamera möglichst dicht an diese und das Geschehen heranzutreten. So sei er teilweise auf dem Fahrrad mit der Kamera in der Hand neben den Tieren nebenhergefahren, um diese aus der Nähe filmen zu können. Dabei habe er unter anderem versucht, die Geräusche aufzunehmen, die beim Reiten entstehen, so wie etwa das Klackern der Hufen. „Am meisten Probleme hat mir dabei der Wind bereitet“, erinnert sich Schauwacker.

„Ich wollte auch die Gefühle der Menschen einfangen. Was es mit ihnen macht, wenn sie über viele Stunden hinweg reiten“, so der Filmemacher. Die Reiter kommen im Film denn auch zu Wort und erklären, wie sie die Teilnahme an dem Distanzritt empfinden. „Es gibt für mich gerade nichts Anderes. Ich weiß nicht, was in der Welt abgeht“, berichtet eine der Teilnehmerinnen. „Die Gedanken sind im Hier und Jetzt. Ich denke, dass ich nie wieder eine solche Freiheit bekommen werde“, ergänzt eine andere. Viele von ihnen sagen: „Es ist einfach unglaublich, wie sehr man mit seinem Tier als Team zusammenwächst.“

„An die Organisation eines Distanzrittes hatte sich in Deutschland die letzten 30 Jahre keiner mehr ran gewagt“, sagt Sabine Pfaff. „Ich wollte schon immer einmal mit einem Pferd durch ganz Deutschland reiten, musste dann aber feststellen: Das macht keiner. Also war die einzige Chance, es selber zu veranstalten“, erzählt sie lachend. Zwar habe sie viel Unterstützung bekommen, das Ganze habe dann aber so viel Zeit in Anspruch genommen, dass sie selber nicht mitreiten konnte, bedauert sie: „Ich war von morgens bis abends mit der Organisation beschäftigt, habe mich um die Leute und Pferde gekümmert und habe ständig telefoniert. Es ist einfach Wahnsinn, man kann das eigentlich nicht nebenher machen“, sagt Pfaff. Sie habe glücklicherweise viele Freiheiten von ihrem Arbeitgeber bekommen.

„Ich habe geschaut, wo man so etwas machen kann. Bei der Streckenplanung müssen einige Faktoren beachtet werden“, betont Pfaff. So müssten beispielsweise Flüsse, Autobahnen und Bahnlinien überwunden werden. Außerdem sei es wichtig zu schauen, ob die Landschaften für Pferde geeignet sind. „Die Strecke war nicht kerzengerade, sondern der Landschaft folgend, wir haben auch ein paar Bögen gemacht. Die weiteste Etappe war um die 75, die kürzeste um die 40 Kilometer lang. Die meisten hatten eine Länge von 60 bis 65 Kilometern“, erklärt Pfaff.

Es war schon sehr anstrengend, und ich muss nicht unbedingt noch mal einen Distanzritt planen. Aber es hat auch wirklich viel Spaß gemacht, und es ist schön zu wissen, dass man so viele Reiter glücklich gemacht hat.

Organisatorin Sabine Pfaff

„Ich habe fünf Jahre geplant. Und es kann sich dabei immer etwas ändern. Plötzlich fällt ein Quartier weg, oder es wird eine Autobahn gebaut.“ So habe sie einmal einen neuen Pausenplatz und ein anderes Mal ein neues Nachtquartier organisieren müssen. Das habe dann aber gut geklappt. Für sie sei es sehr bewegend gewesen, als es „nach all der Planung endlich losging“.

„Es war einfach irre. Das Wetter und die Stimmung waren super. Die Gastgeber der Quartiere waren begeistert. Zu uns haben alle gesagt: Ihr dürft gerne wiederkommen“, freut sich Pfaff. Als Highlight bezeichnet sie die Ankunft in Cuxhaven. „Da darf man bis ans Meer reiten. Und die Bürgermeisterin kam extra zur Siegerehrung.“

Ich wollte auch die Gefühle der Menschen einfangen, was es mit ihnen macht, wenn sie über viele Stunden hinweg reiten.

Filmemacher Ralf Schauwacker

Pfaffs Fazit lautet: „Es war schon sehr anstrengend, und ich muss nicht unbedingt noch mal einen Distanzritt planen. Aber es hat auch wirklich viel Spaß gemacht, und es ist schön zu wissen, dass man so viele Reiter glücklich gemacht hat.“ Sie habe viel Lob erhalten.

Am Ende sind sieben Pferde mehr als 1000 Kilometer gelaufen. Gewonnen hat mit 1307 Kilometern der Welsh-A-Hengst Merlin, dessen Reiter in einem Sulky-Wagen saß. Zweiter wurde Socke, ein Appaloosa-Kaltblut-Mix, mit 1157 Kilometern, der ohne Wagen geritten wurde.

2025-02-05T17:40:13Z