WIR SIND AUS DEN USA IN DIE SCHWEIZ GEZOGEN – WARUM DAS DIE BESTE ENTSCHEIDUNG FüR MEINE KINDER WAR

Die Autorin sagt, dass sie in der Schweiz mehr Zugang zur Natur haben und die Kinder unabhängiger sind.

Mein Mann und ich haben drei Kinder und vier Haustiere. Auf der Suche nach dem „American Dream“ – dem Traum, durch harte Arbeit und Eigeninitiative Wohlstand und sozialen Aufstieg zu erreichen – sind wir bereits mehrmals umgezogen.

Angefangen haben wir in New York. Aber nach der Herzoperation unseres ersten Kindes kehrten wir in die Bay Area zurück, wo ich und mein Mann Lynn uns damals kennengelernt hatten. Wir vermissten unser entspanntes, fortschrittliches Leben in Kalifornien und wollten, dass unsere Kinder in der freien Natur und in einem kreativen Umfeld aufwachsen.

Wir träumten von einem Lebensstil, bei dem unsere Kinder ihren Vater öfter sehen würden, wenn sie abends ins Bett gehen. Ich wünschte mir auch, eines Tages in meinen Beruf als Designerin und Art Director zurückkehren zu können.

Kein Ort in den USA passte zu unserem Lebensstil

In der Bay Area hatten wir jedoch Schwierigkeiten, ein passendes Zuhause zu finden und landeten schließlich in einem weit entfernten Vorort. Lynns Arbeitsweg von Marin County war durch den Verkehr sehr lang. Obwohl wir von Fußwegen umgeben waren, fehlten Bürgersteige, was es für unsere Kinder unsicher machte, sich ohne Auto zu bewegen.

Zusätzlich hatten wir uns dazu entschieden, unseren ältesten Sohn zu Hause zu unterrichten, weil er im Kindergarten nicht gut integriert wurde und die anderen ihm das Gefühl gaben, nicht dazuzugehören. Therapeuten bestätigten, dass diese Umstände ihm schadeten. Dadurch blieb mir kaum noch Zeit für meine Karriere oder dafür, das Haus zu verlassen.

Nach acht Jahren in Kalifornien bekam Lynn ein Jobangebot im US-Bundesstaat Connecticut. Also zogen wir erneut um, in der Hoffnung, dass die großen Gärten, die renommierten Schulen, die malerischen Häuser im Rockwell-Stil (Norman Rockwell ist ein US-amerikanischer Künstler, der für seine Darstellungen idyllischer amerikanischer Kleinstadt-Szenen mit weißen Zäunen und gemütlichen Veranden bekannt ist) und Lynns neuer Arbeitsweg von nur zehn Minuten uns unserem Traum näherbringen würden.

Doch auch in Connecticut gab es wieder keine Gehwege zu den Nachbarn. Die Eltern pendelten stundenlang zur Arbeit, und die Familien, die seit Jahren neben uns wohnten, kannten sich kaum. Es gab weder einen sicheren Zugang zur Natur, noch Fahrradwege oder Bushaltestellen.

Schließlich beschlossen wir, die USA zu verlassen und in die Schweiz auszuwandern, um unseren Traum zu verwirklichen. Nun leben wir seit acht Jahren hier und haben einige interessante Unterschiede zu den USA festgestellt.

Meine Kinder sind in der Schweiz frei und eigenständig

In der Schweiz sind die meisten Freunde unserer Kinder ganz selbstverständlich ohne elterliche Begleitung unterwegs — sie gehen zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Es gibt überall öffentliche Wege, sogenannte „Wanderwege“, die nicht nur durch die Städte, sondern auch durch Vororte, an Seen entlang und über die Berge führen.

Zwar gibt es hier viele Regeln, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Ich habe schnell erkannt, dass Vorschriften wie Zebrastreifen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Müllentsorgung und Lärmbelästigung eine Art Sicherheitsnetz bilden, das unsere Familie dringend brauchte. Wenn meine Kinder allein unterwegs sind, brauchen sie klare Grenzen und ein sicheres Umfeld, das bereit ist, diese auch durchzusetzen.

Wir wurden mit offenen Armen empfangen

In der Schweiz wurden wir von Familien aus den unterschiedlichsten Ländern freundlich aufgenommen. Meine Familie wurde Teil einer Schulgemeinschaft, die aus Menschen aus über 40 Ländern besteht, die alle unterschiedliche Lernstile mitbringen.

Obwohl die Schweizer anfangs darauf bedacht waren, ihre unberührten Berge, Seen und öffentlichen Plätze zu schützen schienen, wurden wir von den Schweizern herzlich willkommen geheißen. Trotz der Unterschiede luden uns viele Familien ein, boten uns Unterstützung an und zeigten eine Offenheit, die unserem Traum vom Leben in einer vielfältigen Gesellschaft sehr nahekam.

In der Schweiz habe ich auch verschiedene Erziehungsstile kennengelernt. Eltern, die das Leben ihrer Kinder übermäßig kontrollieren wollten – etwa ihre Freundschaften, den Kontakt zu Lehrern oder ihre schulischen Leistungen – fanden hier wenig Akzeptanz.

Lehrer, Trainer, Therapeuten, Ärzte und selbst Fremde behandelten Kinder wie eigenständige und verantwortungsbewusste Menschen. Diese Haltung veränderte das verzerrte Bild, das die Schulen in den USA einem eintrichterten — nämlich, dass Eltern für alles im Leben ihrer Kinder verantwortlich seien.

Hier lernten die Kinder früh, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten und ihre Entscheidungen zu übernehmen, was ihnen half, eine gewisse Resilienz und Unabhängigkeit zu entwickeln.

Die Bedeutung von staatlich festgelegten Ruhetagen hat uns anfangs überrascht

Wir waren erstaunt, als wir zum ersten Mal erfuhren, dass in der Schweiz die Geschäfte und Läden sonntags und oft auch unter der Woche zur Mittagszeit schließen. Wir waren es nicht gewohnt, in einem Lebensstil mit regelmäßigen Pausen und langen Ferien zu leben. Doch bald erkannten wir, wie wichtig diese Ruhephasen für einen ausgeglichenen Alltag sind.

Die gemeinsamen Zeiten, in denen wir einfach Spaß hatten, gaben uns die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und unsere Beziehungen untereinander zu stärken — etwas, das wir in den USA oft vermisst hatten.

Heute denken unsere Kinder über ihre Zukunft nach, ohne sich auf ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Kultur festzulegen, weshalb es schwer ist, vorherzusagen, wo sie einmal leben werden. Sie identifizieren sich nicht mit einer bestimmten Kultur, Sprache, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder Lebensweise.

Stattdessen sehen sie eine Welt voller Natur, Kultur und Möglichkeiten zur Innovation. Ihre Träume reichen weit über die USA hinaus und entstehen aus den Herausforderungen, den Veränderungen und der Schönheit, die sich entfaltet, wenn man offen für die Möglichkeiten einer sich wandelnden Welt bleibt.

Dieser Artikel wurde von Jaliza Steinhöfel aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.

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